Fluchtursachenbekämpfung: Die deutsche Debatte
Bei der Frage, wie mit den Ursachen von Flucht und irregulärer Migration umzugehen sei, wird in Deutschland der Entwicklungspolitik eine besondere Rolle zugeschrieben. Sie soll vor allem durch Maßnahmen wie der Beschäftigungsförderung, (potentiellen) Migranten „Bleibeperspektiven“ in ihren Herkunftsländern ermöglichen, damit sie die gefährliche Reise nach Europa (bzw. Deutschland) gar nicht erst antreten.
Dabei ist die Idee, Entwicklungszusammenarbeit als Instrument der „Fluchtursachenbekämpfung einzusetzen, nicht neu. In Deutschland gab es entsprechende Überlegungen bereits in den 1980er Jahren. Dabei widerspricht die angedachte Wirkungslogik wichtigen Erkenntnissen der Migrations- und Entwicklungsforschung. Denn (sozioökonomische) Entwicklung und Migration stehen in einem positiven Verhältnis zueinander: Steigen in einem Entwicklungsland Beschäftigung und Löhne, dann geht auch die internationale Migration nach oben.
Eine wichtige Schlussfolgerung für die deutsche Entwicklungspolitik wäre dementsprechend, dass (reguläre) Migrationsprozesse verstärkt mitgestaltet werden müssen. Zudem müssen wichtige Prinzipien der Entwicklungszusammenarbeit, wie etwa die Achtung der Menschenrechte, unbedingt aufrechterhalten werden. Ansonsten droht ungewollt ein aktiver Beitrag zu zukünftigen Prozessen von Flucht und irregulärer Migration.
Benjamin Schraven, geboren 1978, hat Politikwissenschaft studiert und 2010 in Entwicklungsforschung an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn promiviert. Seit 2011 ist er als Senior Researcher am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn tätig.
Diese Publikation ist auch auf Französisch " Lutter contre les causes migratoires : le discours allemand" und Englisch “Tackling the Root Causes of Displacement: the German Discourse”, verfügbar.
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