Nach den Wahlen: Deutschland auf der Suche nach erschütterter Stabilität?
Mit einer Wahlbeteiligung von 82,5 % hat Deutschland die höchste Beteiligung seit 1987 verzeichnet – ein Anstieg um 6,1 Prozentpunkte im Vergleich zu 2021. Wie schon damals hat die hohe Wahlbeteiligung vor allem der Alternative für Deutschland (AfD) genutzt, die viele frühere Nichtwähler mobilisieren konnte. Viele Wähler wollten mit ihrer Stimme die scheidende Regierung abstrafen, deren Zustimmung vor dem Bruch der Koalition im November 2024 nur noch bei 14 % lag. Deutschland steuert nun aller Wahrscheinlichkeit nach auf eine Große Koalition aus CDU/CSU und SPD zu – die Sondierungsgespräche haben am 28. Februar begonnen.

- Die CDU hat die Bundestagswahl 2025 gewonnen, es jedoch nicht geschafft, die 30 %-Marke zu überschreiten. Daher erscheint eine große Koalition mit der SPD unter dem zukünftigen Kanzler Friedrich Merz als einzige realistische Option.
- Die AfD ist der große Wahlgewinner und erzielt im Osten Ergebnisse von über 30 %, während die Partei ihre Verankerung im Westen allmählich festigt.
- Das Scheitern der Ampelkoalition ist offensichtlich: SPD, Grüne und FDP verlieren deutlich an Stimmen, und die Liberalen verfehlen die für den Verbleib im Bundestag erforderliche 5 %-Hürde. Für die FDP bedeutet dies die Rückkehr in die außerparlamentarische Opposition.
- Die Linke, der ein Verschwinden vorausgesagt wurde, kann sich behaupten, verändert jedoch ihre Wählerbasis. Sie widersteht der Konkurrenz des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW), das an der 5 %-Hürde scheitert und somit nicht im Bundestag vertreten sein wird.
Jeanette Süß ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Studienkomitee für deutsch-französische Beziehungen (Cerfa) am französischen Institut für internationale Beziehungen (Ifri), wo sie sich insbesondere mit der Europäischen Union und dem deutsch-französischen Beziehungen beschäftigt.
Diese Publikation ist auf Französisch verfügbar: "Après les élections : l’Allemagne en quête d’une stabilité ébranlée ?" (pdf)
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Ifri-Briefing, März 2025
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