Fünfunddreißig Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer: Was ist neu im Osten?

Anlässlich des 9. Novembers, an dem der 35. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer begangen wird, sollten wir von einer Feststellung ausgehen: Die Berliner Mauer ist nicht in der Nacht des 9. November 1989 „gefallen“.

Der Prozess, der zu ihrer „Öffnung“ führte, war ein Prozess, der auf der Mobilisierung der nach Demokratie strebenden Bürger der DDR beruhte und sich im Herbst 1989 intensivierte, am 9. November seinen Höhepunkt erreichte und den Weg für die deutsche Vereinigung am 3. Oktober 1990 ebnete. Ist es 35 Jahre nach der großen Hoffnung, die der Fall der Berliner Mauer geweckt hat, in Ostdeutschland immer noch „Zeit zum Feiern“?
- Auch wenn es handfeste Anzeichen dafür gibt, dass der wirtschaftliche Aufholprozess größtenteils abgeschlossen ist, bleibt die Spaltung zwischen Ost- und Westdeutschland in vielen wirtschaftlichen und sozialen Bereichen stark ausgeprägt.
- Das Gefühl einer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Dominanz der Westdeutschen katalysiert die Frustrationen in den östlichen Bundesländern.
- Die jüngsten historischen Rekorde der populistischen Parteien und insbesondere der rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland (AfD) in Thüringen, Sachsen und Brandenburg scheinen den Osten Deutschlands vom deutschen Demokratiemodell wegzudrängen.
- Erfolgreiche Kooperationsinitiativen zwischen Frankreich und Ostdeutschland könnten dazu beitragen, die noch immer stark westlich geprägten deutsch-französischen Beziehungen neu zu definieren.
Paul Maurice ist Generalsekretär des Studienkomitee für deutsch-französische Beziehungen (Cerfa) am Ifri, wo er sich insbesondere mit Fragen der deutschen Innenpolitik, den deutsch-französischen Beziehungen im Rahmen der Europäischen Union und der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik befasst.
Diese Publikation ist auf Französisch verfügbar (pdf): "Trente-cinq ans après la chute du mur de Berlin : à l’Est quoi de nouveau ?"
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