Das Automobil, Achillesferse der deutschen Industrie?
Seit 2018 ist die Autoindustrie mit einem Marktrückgang konfrontiert. Die deutschen Autohersteller, die in einem von Deutschland als Schlüsselsektor betrachteten Industriezweig, tätig sind, befinden sich zwar unter den Top 15 der größten Autobauer weltweit. Es droht ihnen allerdings die Gefahr, von Wettbewerbern, u.a. aus den USA und China, schrittweise überholt, und danach, gänzlich verdrängt zu werden.

Diese Wettbewerber stützen sich auf die zunehmende Digitalisierung im Mobilitätssektor, disruptive Wirtschaftsmodelle und die Obsoleszenz des Verbrennungsmotors, welche von der öffentlichen Hand geförderte umweltfreundlichere Alternativen, hervorbringt.
Die Rivalität zwischen USA und China trifft auch die deutschen Autohersteller schwer, deren Strategie in einem großen Ausmaß auf internationalen Produktionsketten basiert. War diese Strategie in der Vergangenheit zielführend, so droht die technologische Entkoppelung zwischen den USA und China, die Geschäftstätigkeiten der deutschen Autohersteller, sowohl in der Produktion als auch im Export einzuschränken. Der Zugang zum chinesischen Markt, der um die 20% der globalen Weltbevölkerung umfasst, ist für die deutschen Automarken, die darauf abzielen, vom Aufholeffekt Chinas zu profitieren, unumgänglich.
Die Akteure der Autoindustrie und der europäischen Politik planen, in vielversprechende Sektoren zu investieren, wenngleich auch immer auf die Kohärenz mit Umweltzielen und Sozialpolitik Bedacht gelegt werden muss. Zunehmend erstrebt es die Europäische Union (EU) und mit ihr die wirtschaftstreibende Kraft Deutschland, Marktverzerrungen im Hinblick auf den Marktzugang entgegenzuwirken, Zukunftstechnologien zu fördern und Produktionsstandards gegenüber Wettbewerbern aus anderen Staaten durchzusetzen. Auf die Autoindustrie kommen einige Herausforderungen zu, die die Fähigkeit der EU geeint zu handeln, ohne Privatakteure der Industrie ihre Vision aufzuzwingen, strapaziert.
Marie Krpata ist am Studienkomitee für deutsch-französische Beziehungen (Cerfa) am Ifri seit September 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin, wo sie sich mit der europäischen Union und dem deutsch-französischen Tandem in seinen Außenbeziehungen beschäftigt. Als studierte Juristin und Politikwissenschaftlerin arbeitete sie in Nichtregierungs- und internationalen Organisationen sowie in der Beratungsbranche.
Diese Publikation ist auf Französisch verfügbar: "L’automobile, talon d’Achille de l’industrie allemande ?“ (pdf)
Diese Publikation ist auf Englisch verfügbar: "The Car, Achilles' Heel of the German Industry?" (pdf)
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